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Umweltschutz trifft Unternehmergeist: Benjamin Mandos bedient mit seinem Start-up GOT BAG den Trend zu mehr Nachhaltigkeit – und ist ein Vorbild für viele andere Initiativen.

GOT BAG – Rucksäcke aus Meeresplastik

Pioniergeist zum Tragen

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  • 19.09.2020
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Umweltschutz trifft Unternehmergeist: Benjamin Mandos bedient mit seinem Start-up GOT BAG den Trend zu mehr Nachhaltigkeit – und ist ein Vorbild für viele andere Initiativen.

Pioniergeist zum Tragen: GOT BAG hat die ersten Rucksäcke aus Meeresplastik entwickelt. Damit zeigt das Mainzer Start-up, wie alltagstauglich Nachhaltigkeit sein kann.

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Umweltschutz trifft Unternehmergeist: Benjamin Mandos bedient mit seinem Start-up GOT BAG den Trend zu mehr Nachhaltigkeit – und ist ein Vorbild für viele andere Initiativen.

Der Klimawandel birgt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, Umweltschutz steht in vielen Ländern längst auf der Agenda. So setzt etwa Äthiopien seit Jahren auf Windkraftenergie. Malaysia, das schon länger Abfall aus westlichen Ländern importiert, schickt illegal eingeführten Plastikmüll inzwischen zurück in die Herkunftsländer. Und die Bundesregierung hat kürzlich ein Klimaschutzprogramm verabschiedet, das bis 2030 entsprechende Maßnahmen vorsieht.

Während nachhaltige Produkte immer gefragter sind, hat Benjamin Mandos in Mainz ein nachhaltiges Unternehmen gegründet, das unter dem Label GOT BAG die weltweit ersten Rucksäcke aus Meeresplastik herstellt.

„Ich habe mich einfach gefragt, wie man Plastik vermeiden oder es zumindest sinnvoll wiederverwenden könnte“, sagt der junge Familienvater, der die Ausmaße der Problematik unter anderem in Rio de Janeiro erkannte. „Dort habe ich erlebt, wie stark Mensch und Natur unter den Folgen leiden“, so Mandos. Einige Monate zuvor, im Frühjahr 2016, hatte er das Start-up aus der Taufe gehoben. Nach zweijähriger Entwicklungszeit brachte er 2018 einen Prototyp auf den Markt, der Plastik aus dem Mittelmeer und Atlantik enthielt.

Plastikmüll

Zahlen & Fakten

  • Der gesamtwirtschaftliche Schaden durch Plastikmüll in den Meeren wird weltweit pro Jahr auf etwa 13 Milliarden Euro jährlich geschätzt.
  • Im Mai 2019 hat die EU die Einweg-Plastik-Richtlinie beschlossen. Für gewisse Produkte aus Kunststoff – etwa Einweggeschirr, Strohhalme und Wattestäbchen – gilt ab 2021 ein Handelsverbot.
  • In Deutschland beträgt die Emission von Mikroplastik etwa 330000 Tonnen jährlich. Das entspricht rund vier Kilogramm pro Person.
  • Im Jahr 2018 stammte der mit Abstand meiste Kunststoff – rund 1,2 Kilogramm pro Person – hierzulande aus Reifen. Auf Platz 2 folgt die Abfallentsorgung mit jährlich etwa 300 Gramm pro Kopf.

Rohmaterial in Indonesien gesammelt

Seit dem Frühjahr 2019 bezieht Mandos das Rohmaterial für die sein Recycling-Produkt aus der Javasee vor Indonesien. „Das Meer ist eines der Epizentren für Plastikmüll. Wir führen Gespräche mit Einheimischen und organisieren Trainings zur Mülltrennung“, sagt der 33-Jährige, der in dem südostasiatischen Land eigene, sogenannte Clean-Up-Aktivitäten betreibt und mit einem Netzwerk aus rund 1500 Fischern kooperiert. „Der Kunststoff landet als Beifang in ihren Netzen. Weil er den Tieren die Lebensgrundlage nimmt, profitieren die Fischer gleich doppelt.“

Der bis dato wertlose Plastikmüll wird im indonesischen Surabaya gesammelt und anschließend in die chinesische Region Xiamen verschifft. Dort wird das Material in Produktionsstätten zu einem hochwertigen Polyester-Garn verarbeitet und zu einem Textil gewoben, aus dem der wasserfeste Rucksack entsteht.

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Weil wir mit GOT BAG hohe soziale und nachhaltige Standards verfolgen, kontrollieren wir regelmäßig die Arbeitsbedingungen während des gesamten Produktionsprozesses.“

Benjamin Mandos

Benjamin Mandos beschäftigt inzwischen jeweils einen Mitarbeiter in Xiamen und in Surabaya.

70 Tonnen Meeresplastik verarbeitet

Das Geschäft läuft: Im Jahr 2019 hat das Mainzer Unternehmen rund 10000 Rucksäcke verkauft und ungefähr 70 Tonnen Plastik aus dem Meer geholt. GOT BAG beschäftigt mittlerweile 16 Mitarbeiter, die sich um Produktdesign, Kundenservice, Marketing und PR kümmern.

Parallel dazu ist das GOT BAG-Portfolio inzwischen gewachsen – neben dem Rucksack gibt es Laptoptaschen, Portemonnaies oder Reisepasshüllen. Der Gründer sieht derweil noch Luft nach oben: „Es gibt sicher weitere Produkte, die wir aus Meeresplastik herstellen könnten. Das geht aber nicht von heute auf morgen, zumal für uns nur langlebige Produkte wirklich nachhaltig sind.“

Steigende Plastikproduktion

Sicher weiterwachsen wird derweil die Plastikmüll-Problematik: Nachdem sich die Produktion des Kunststoffs zwischen 1964 und 2017 auf das Zwanzigfache erhöht hatte, rechnen Experten damit, dass sich die Menge bis 2037 noch verdoppeln wird. Schon heute bestehen drei Viertel des Mülls in unseren Meeren aus Plastik. Jährlich gelangen Schätzungen zufolge weitere 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen in die Ozeane.

„Davon sind vor allem südostasiatische Länder betroffen, weil es dort meist kein Abfallsystem gibt. Wenn die Menschen ihren Hausmüll nicht verbrennen, werfen sie ihn einfach auf die Straße oder in die Flüsse – und so gelangt das Plastik dann ins Meer.“ Das Problem sei somit zwar häufig hausgemacht, teilweise aber auch buchstäblich importiert, wie Mandos erklärt: „Länder wie Indonesien führen nach wie vor Müll aus Europa, Australien oder aus den USA ein – die negativen ökologischen Auswirkungen sind enorm.“

Bis zur völligen Zersetzung von Plastik können mitunter Tausende von Jahren vergehen. Bis dahin zerfällt es in immer kleinere, wasserunlösliche Partikel. Fische verwechseln die winzigen Teilchen bisweilen mit Nahrung. Das Plastik und umweltschädliche Stoffe, die darin enthalten sind oder angereichert werden, schaden somit den Meerestieren und gelangen auch in die menschliche Nahrungskette.

Rund 1500 Fischer sammeln Plastik aus der Javasee

Per Schiff gelangt der Müll in chinesische Fabriken

Dort wird das Plastik zu einem Polyester-Garn verarbeitet

Das hochwertige Garn wird zu einem Textil gewoben

Aus dem Textil entsteht der wasserfeste GOT BAG-Rucksack

Recycling eine mögliche Lösung

„Es gibt viele Ideen, um das Problem in den Griff zu bekommen – auch Recycling. Oft fehlt in armen Ländern aber das Geld dazu“, erklärt Mandos. Eine Regelung wie in Deutschland – Unternehmen, die verpackte Ware verkaufen, zahlen eine Lizenzabgabe und finanzieren somit die Sammel- und Recyclingsysteme – sei aber nur „ein Mosaikstein“, so der Gründer: „Wir müssen weltweit mehr Aufklärung betreiben, weniger Abfall produzieren und Initiativen zur Bergung des Mülls in den Meeren fördern. Umweltschutz ist längst ein globales Thema, mit dem sich immer mehr Menschen beschäftigen.“ Und das zeigen nicht nur Beispiele aus Äthiopien, Malaysia und Deutschland, sondern auch der Erfolg von GOT BAG.

Fotos: Jonas Friedrich

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