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Kluge Köpfe: Sophia Reiter und Fabian Goedert wollen mit ihrem smarten System den Brandschutz neu erfinden.

Innovation

Lebensretter in spe

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  • 24.06.2022
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Kluge Köpfe: Sophia Reiter und Fabian Goedert wollen mit ihrem smarten System den Brandschutz neu erfinden.

Defekte oder überlastete Elektrogeräte können brandgefährlich werden. Zwei junge Tüftler aus Hessen entwickeln ein Schutzsystem, das sich in kleine wie große Geräte integrieren lässt. So entstehen zum Beispiel Steckdosen, die sich selbst löschen.

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Kluge Köpfe: Sophia Reiter und Fabian Goedert wollen mit ihrem smarten System den Brandschutz neu erfinden.

Es knistert und qualmt, Flammen züngeln aus der Steckdosen­leiste. Gardine und Sofa daneben fangen sofort Feuer, kaum zwei Minuten später brennen sie lichterloh. Hochgiftiger Rauch breitet sich aus und vernebelt die Sicht. Ein Szenario, das so oder so ähnlich, leider alltäglich ist. Oft mit verheerenden Folgen. „Wir haben recherchiert, dass allein in Deutschland alle zwölf Minuten eine Mehrfachsteckdose einen Defekt hat. Neben defekten und veralteten Elektrogeräten bergen sie das größte Risiko im Haushalt“, berichtet Fabian Goedert, der gemeinsam mit seiner Partnerin Sophia Reiter FISEGO ins Leben gerufen hat.

Der Name steht für Fire Security Goedert und ist Programm: Das junge Team entwickelt ein Branderkennungs- und Brandbekämpfungssystem, kurz BEBBS, das den Schutz vor Bränden durch Elektrizität revolutionieren soll. Erstmals zum Einsatz kommen wird es in der unterschätzten Gefahrenquelle Mehrfachsteckdose. „Ausgestattet mit unserem BEBBS wird sie zur intelligenten Stecker­leiste“, sagt Sophia Reiter.

Und so funktioniert die Innovation: Entsteht eine untypische Veränderung in dem Gerät – zum Beispiel weil sich die Steckdose stark erhitzt oder eine Überlastung droht – setzt ein optisches und akustisches Warnsignal ein. Es folgen Handlungsanweisungen über die FISEGO-App oder ein Smart-Home-System. Bleibt der Alarm unbemerkt, schaltet sich die Steckdose automatisch ab. Droht dann immer noch Gefahr, greift das System ein und verhindert einen Brand – ganz ohne menschliches Zutun.

Entdecken Sie Brandschutz-Tipps für Zuhause!

 

Zu den Tipps

Ein großes Netzwerk ist genauso wichtig wie eine zündende Idee.“

Fabian Goedert
FISEGO

Wie genau, bleibt Betriebsgeheimnis. Die technische Lösung ist bereits zum Patent angemeldet. BEBBS, so die 22-jährige Reiter, vereine die Vorteile von Rauchmelder, Sprinkleranlage und Feuerlöscher in einem System. Nicht nur Mehrfachsteckdosen und Kleingeräte, auch viele Industrieanlagen könnten damit künftig sicherer gemacht werden, ist das Gründerteam überzeugt.

Bränden vorbeugen, Feuer löschen, Menschenleben retten – damit beschäftigt sich Fabian Goedert genau genommen schon sein halbes Leben. Bereits als Kind wird er Mitglied bei der Freiwilligen Feuer­wehr in seinem hessischen Heimatort Butzbach am Rande des Taunus.

2013 ist er zum ersten Mal bei einem Einsatz dabei. Zwei Jahre später, gleich zu Beginn seiner Ausbildung zum Elektroniker, wird ein durch Elektrogeräte ausgelöster Kellerbrand bei seinem besten Freund zum Schlüsselerlebnis: „Da habe ich erstmals hautnah mitbekommen, was ein Feuer mit einem Menschen machen kann. Obwohl damals glück­licherweise niemand körperlich zu Schaden kam, hat dieses Erlebnis bei meinem Freund tiefe Spuren hinter­lassen.“ Seitdem ist Brandschutz für Fabian Goedert ein Dauerthema. Seine Freundin kann er ebenfalls überzeugen, „dass da dringend etwas passieren muss.“ Gemeinsam recherchieren sie – und kommen zu alarmierenden Ergebnissen: „Jedes Jahr sterben mehrere hundert Menschen durch Brände. Und mehr als 20 Milliarden Kubikmeter hochgiftige Stoffe gelangen in die Umwelt“, berichtet Sophia Reiter. 2018 beginnt sie, Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) zu studieren. Fabian Goedert schreibt sich für Bauingenieurwesen ein. Parallel wird BEBBS immer konkreter.

Als die beiden Studienanfänger ihre Idee der hochschulinternen Abteilung für Forschung, Transfer und wissenschaftlichen Nachwuchs vorstellen, sind ihre Ansprechpartner gleich Feuer und Flamme. „Wir haben dort praktisch offene Türen eingerannt. Ohne die Unterstützung der THM wären wir ganz sicher nicht dort, wo wir heute sind“, erzählt der 25-Jährige.

Tatsächlich ist seitdem jede Menge passiert: Das FISEGO-Kernteam besteht mittlerweile aus fünf Studierenden. Mindestens sieben weitere Mitarbeitende helfen demnächst, die Produktentwicklung voranzutreiben. Denn bis BEBBS Marktreife erlangt und schließlich in den Verkauf darf, muss die Mannschaft noch jede Menge Prototypen fertigen. Läuft alles wie geplant, könnte die Mehrfachsteckdose 2023 in Serie gehen.

Jüngst ist aus der Forschungsgruppe FISEGO eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung geworden. „Jetzt sind wir auch auf dem Papier Firmengründer“, so Sophia Reiter. Die Bezeichnung Start-up meidet sie lieber, daran hafteten zu viele Vor­urteile. „Schnell wachsen, schnell verkaufen – das kommt für uns nicht infrage. Wir wollen ein solides Unternehmen aufbauen, das sich nachhaltigen Werten verpflichtet.“ So sollen sämtliche Komponenten für die Steckerleisten aus Deutschland stammen. Zudem möchte FISEGO die Behindertenhilfe in Wetterau in den Produktionszyklus einbinden. Neben Regionalität und sozialer Verantwortung ebenso wichtig: langlebige Produkte entwickeln und Ressourcen schonen. Fest steht schon jetzt, dass die Verpackung plastikfrei sein wird. Defekte Geräte müssen Verbraucher nicht entsorgen, sondern können sie einschicken und reparieren lassen.

Obwohl die To-do-Liste der angehenden Gründer noch lang ist, haben sie schon viel erreicht. Besonders stolz macht sie ihr Sieg beim Hessischen Gründerpreis 2021 in der Kategorie „Gründung aus der Hochschule“. Anerkennung, Ansporn und Bestätigung für die Vollzeittüftler – „wie ein Prüfsiegel, das bescheinigt: Diese Idee hat Hand und Fuß“, findet Fabian Goedert.

Das FISEGO-Team freut sich neben jeder Menge Aufmerksamkeit, darunter auch von Investoren, vor allem über das gewachsene Netzwerk. Denn Menschen an seiner Seite zu wissen, die für eine Sache genauso brennen wie man selbst, „ist beim Gründen mindestens so wertvoll wie eine zündende Idee“, betonen die beiden. Ihr größter Antrieb: Die Vision, dass BEBBS einmal vollvernetzter Standard wird – überall dort, wo Strom fließt. Als smarter Lebensretter und echter Beitrag zum Umweltschutz.

www.fisego-brandschutztechnik.com

Ausgezeichnete Ideen

Der Hessische Gründerpreis würdigt Gründer, Start-ups und Studierende oder Mitarbeitende von Hochschulen aus Hessen. 2021 gingen dafür 167 Bewerbungen ein – der vierte Teilnehmerrekord in Folge. Eine siebenköpfige Jury nominierte aus allen Bewerbern die jeweils zwölf überzeugendsten Ideen in vier Kategorien. Das Spektrum reichte von Sensoren, um Wasserrohrbrüche per künstlicher Intelligenz zu verhindern, über Mikroplastikfilter für Waschmaschinen bis hin zur klappbaren Raumspartreppe. Zwölf der 48 Halbfinalisten erreichten nach einer Präsentation vor einer größeren Jury die nächste Runde. Die Sieger in jeder Kategorie wurden im November im Rahmen der Fachtagung der hessischen Gründungsförderer sowie eines Online-Votings ermittelt und feierlich geehrt.
hessischer-gruenderpreis.de

„Smarte Hilfe“

Mit ihrer Erfindung könnten die Köpfe hinter FISEGO den Alltag vieler Menschen sicherer machen. Eine smarte Idee mit echtem Nutzen! Als Leiter der Syna-Netzführung begeistert mich die Entwicklung der jungen Gründer besonders. Denn mit intelligenter Technik für mehr Sicherheit sorgen, das ist im Prinzip genau unser Metier.

Wussten Sie, dass wir als Süwag-Netztochter Strom und Gas zu rund zwei Millionen Kunden transportieren? Damit das jeden Tag rund um die Uhr zuverlässig gelingt, unterhalten wir sogenannte Netzleitstellen. In diesen Schaltzentralen überwachen meine Kollegen jeden Meter Leitung und jede Anlage in unserem Netz. Auf diese Weise können wir die Energieströme intelligent steuern und postwendend auf Probleme reagieren.

Moderne Leittechnik hilft uns, alles unter Kontrolle zu behalten: Läuft etwas schief, schlägt das System nicht nur Alarm, sondern hat oft auch gleich einen Lösungsvorschlag parat. Vieles erledigt es sogar selbstständig: Schlägt zum Beispiel der Blitz in eine unserer Freileitungen ein, wird die Leitung automatisiert abgeschaltet. Wenn unsere Leittechnik erkennt, dass die Gefahr vorüber ist, schaltet sie den Strom automatisch wieder ein. Clever, oder? Smarte Hilfe wie diese ist für unsere Mitarbeiter eine echte Arbeitserleichterung und ermöglicht es ihnen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – alles in allem ein Plus für die Versorgungssicherheit!

Auch in Zukunft werden wir alles dafür tun, dass der Strom unterbrechungsfrei zu Ihnen nach Hause kommt. Die Energiewende und die zunehmend digitale Gesellschaft stellen uns dabei vor immer neue Herausforderungen. Wie gut, dass es findige Menschen gibt, die sich immer wieder smarte Lösungen für solche Herausforderungen einfallen lassen! Und FISEGO? Wenn sich das Brandschutzsystem der Tüftler bewährt, vielleicht kommt es dann eines Tages auch bei der Syna zum Einsatz. Für gute Ideen sind wir immer zu haben.

 

Sie haben Fragen zur Netzführung oder kennen eine spannende Geschichte über kluge Köpfe aus der Region? Schreiben Sie uns: kundenmagazin@remove-this.suewag.de

Thomas Christ, Leiter der Syna-Netzführung, über smarte Technik für mehr Sicherheit.

Achtung – brandgefährlich!

Rund ein Drittel der deutschen Wohnungsbrände in Deutschland wird durch Elektrizität ausgelöst. Untersuchungen zeigen, dass die meisten Schäden Wäschetrocknern zuzuschreiben sind. Die Kombination aus wechselnden Temperaturen, Feuchtigkeit und der mechanischen Erschütterung macht das Haushaltsgerät so anfällig – umso mehr, je älter es ist. Denn mit der Zeit sammeln sich Staub und Flusen an, sie können einen Hitzestau verursachen. Aber auch Fernsehgeräte und Gefriertruhen sind nicht zu unterschätzende Gefahrenquellen. So kann bei einem Tiefkühlgerät bereits ein Kurzschluss ein Feuer auslösen. Zum einen sind dort jede Menge brennbare Isolationsmaterialen verbaut. Zum anderen greifen immer mehr Hersteller auf umweltfreundlichere Kältemittel zurück, die allerdings leicht entzündlich sind. Ebenfalls gefährlich: Wenn zu viele Geräte mit hohem Stromverbrauch an einer Mehrfachsteckdose angeschlossen sind – Überlastung droht. Mehrfachsteckdosen sind auf eine Leistung von maximal 3.000 bis 3.500 Watt ausgelegt. Nicht wirklich viel, wenn man bedenkt, dass ein Heizlüfter im mittleren Leistungsbereich schon bis zu 1.500 Watt hat.
 

5 Tipps für mehr Sicherheit

  • Nutzen Sie Mehrfachsteckdosen nur für Geräte mit geringem Stromverbrauch, keinesfalls für Hochleistungsgeräte wie Waschmaschinen, Trockner oder Geschirrspülmaschinen.
  • Schalten Sie keine Mehrfachsteckdosen hintereinander. Außerdem sollten sie nicht abgedeckt oder hinter Möbeln und Vorhängen versteckt werden.
  • Lassen Sie Trockner, Waschmaschine und Co. nicht unbeaufsichtigt. Schalten Sie die Geräte nach Gebrauch aus, statt sie im Stand-by-Modus zu belassen.
  • Brennbare Materialien sollten in sicherer Entfernung von Elektrogeräten aufbewahrt werden.
  • Ein Gerät scheint nicht mehr richtig zu funktionieren? Dann lassen Sie es unbedingt von einem Fachmann überprüfen.

Fotos: Sascha Kreklau, Süwag

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