Architektur

Ein Traum aus Holz

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  • 17.09.2024
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Jochen Schmidt hat sich zusammen mit Freunden den Wunsch vom nachhaltigen Wohnen erfüllt. Entstanden ist dabei mehr als nur ein Haus.

Harzig, holzig, herb mit einer subtilen, süßlichen Note kitzelt der Duft von Fichte die Nase. So begrüßt ihn sein Zuhause jedes Mal, wenn Jochen Schmidt heimkommt. „Ich liebe diesen Duft. Er ist Teil des besonderen Wohnklimas“, sagt der 42-Jährige. Das Mehrfamilienhaus in der baden-württembergischen Gemeinde Affalterbach, gebaut in nachhaltiger Ständerbauweise, ist für den Lehrer mehr als ein Gebäude – es ist die Erfüllung eines Traums von einem Leben im Einklang mit der Natur. Den teilt er mit Familie Millett. Gemeinsam haben sie das Haus entworfen und gebaut. Petra Millett wohnt mit ihrem Ehemann und den zwei Söhnen im Erdgeschoss, Jochen Schmidt im ersten Obergeschoss. Die Dachgeschosswohnung hat die Familie vermietet.

„Ich liebe diesen Duft. Er ist Teil des besonderen Wohnklimas.“

Jochen Schmidt

Eine ungewöhnliche Idee

Begonnen hat alles mit einem Anruf im Sommer 2021. „Lass uns gemeinsam ein Haus bauen“, eröffnete Petra Millett dem 42-Jährigen am Telefon. Für ihn eine Überraschung. Zum damaligen Zeitpunkt wohnte Jochen Schmidt noch in Stuttgart, wo er an einem technischen Gymnasium als Abteilungsleiter arbeitet und unterrichtet. Ein Haus bauen? Von diesem Traum hatte er sich eigentlich bereits verabschiedet. „Ich wusste, dass ich nie in der Lage sein werde, alleine ein Haus zu bauen.“ Petra Milletts Vorschlag war wie ein Samen, der auf fruchtbaren Boden fiel. In Jochen Schmidt keimte die Hoffnung auf, seinen Traum doch noch verwirklichen zu können. Mit dem Ehepaar Millett ist er seit vielen Jahren befreundet. Sie verbindet eine Begeisterung fürs Kochen, erlesene Weine und die Natur. Nach der Geburt des jüngsten Sohnes wurde Jochen Schmidt Patenonkel. 

Familie Millett hatte ursprünglich ein Grundstück mit einem Einfamilienhaus, das sie teilweise sanierten, gekauft. Doch kurz nach dem Einzug kam der Schimmel. Schnell stellte sich heraus, dass eine teure Kernsanierung notwendig gewesen wäre, um das Haus zu retten. „Ein Plan B musste her“, erinnert sich die 40-Jährige. Der sah schließlich so aus: Das kleine Einfamilienhaus abreißen und ein neues Haus bauen. „Wir wollten keine Abstriche machen und unser Traumhaus realisieren“, erläutert Petra Millett die Beweggründe des Ehepaars. Hell, modern und funktional sollte es sein – vor allem aber nachhaltig. Das Haus sollte höchste ökologische Standards erfüllen: die Zertifizierung mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude KfW 40 Plus, kurz QNG (siehe Kasten). In Deutschland gibt es aktuell nur wenige Häuser mit diesem Siegel, weil die Zertifizierung sehr aufwendig ist.

Das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“, kurz QNG, wird vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen verliehen. Wer es erhalten möchte, muss beim Bauen ökologische, ökonomische, technische und soziokulturelle Kriterien erfüllen. QNG-Gebäude sind besonders energieeffizient, ressourcensparsam und haben ein gesundes Wohnklima.

Nachhaltiges Wohnen

Alleine hätten sie ein solches Haus nicht umsetzen können, also holten Petra und ihr Ehemann ihren gemeinsamen Freund Jochen Schmidt mit ins Boot. „Es gab niemanden sonst, mit dem wir uns vorstellen konnten, ein Haus zu bauen“, erzählt sie. Planung und Konzeption dauerten ein Jahr. Jeder hatte Wünsche: Familie Millett wollte einen Garten, Jochen Schmidt einen Aufzug und eine Garage mit Wallbox. Für das QNG-Siegel mussten sie bestimmte Kriterien erfüllen, etwa: nachhaltiges Baumaterial, eine erneuerbare Energiequelle, geringer Energieverbrauch, Stromspeicher und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Und das ist nur ein Teil des umfangreichen Anforderungskatalogs! „Manchmal frage ich mich, ob wir verrückt sind, weil wir diesen komplexen Zertifizierungsprozess auf uns nehmen. Aber Nachhaltigkeit ist uns einfach wichtig“, sagt Petra Millett. Die Freunde installierten eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und einen Stromspeicher im Keller, bauten eine Luftwärmepumpe und eine Zisterne ein, die das Regenwasser auffängt.

Holz als Baustoff

Auch wenn sie bei vielen Aspekten diskutierten und Verschiedenes ausprobierten, stand eines von Anfang an fest: das Baumaterial. Es sollte ein Holz-Hybrid-Haus werden. „Für mich gab es keine andere Option. Holz ist das nachhaltigste und gesündeste Baumaterial, das es gibt“, sagt Petra Millett. Die 40-Jährige arbeitet selbst als Architektin für die ortsansässige Firma Rikker Holzbau, die sich seit über 140 Jahren auf den Baustoff Holz spezialisiert hat. Jedes Jahr setzt die Firma rund 1.000 Bau-und Sanierungsprojekte um. Petra Millett entwirft viele von ihnen. 

Mit ihrem Enthusiasmus für Holz steckte die Architektin Jochen Schmidt an: „Nachdem ich mir eines der Rikker-Häuser vor Ort ansehen konnte, war ich vollauf überzeugt. Holz strahlt sofort Wärme und Geborgenheit aus.“ Mit der Firma Rikker Holzbau als Partner errichteten die drei ihr Haus in der Holzständerbauweise. Das Holz dafür stammt aus dem Schwarzwald. Es ist Fichte aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das Gerüst des Gebäudes besteht aus Vollholzständern und Rahmen. Bei der Konstruktion werden die Decken und Wände vorgefertigt. Jedes Element besteht aus Konstruktionsvollholz, das durch Holzwerkstoffplatten verbunden und mit einer Dämmschicht aus Zellulose ausgefüllt wird. „Diese Bauweise hat zwei entscheidende Vorteile. Die einzelnen Elemente können wir präzise vorfertigen, wodurch sich die Bauzeit verkürzt, und wir haben eine große Flexibilität. Verschiedene Grundrisse und Nutzungskonzepte sind umsetzbar“, so die Architektin. Innerhalb von nur vier Tagen stand das Haus von Jochen Schmidt und Familie Millett. Ein Lkw mit Auflieger brachte die Einzelteile zur Baustelle, wo sie zusammengesetzt wurden. Danach folgten Leitungen, Rohre, Anschlüsse und der Innenausbau.

„Holz ist das nachhaltigste und gesündeste Baumaterial.“

Petra Millett,
Architektin Rikker Holzbau

Mit Liebe zum Detail

„Ich wollte, dass man in der Wohnung so viel Holz wie möglich sieht“, erzählt Jochen Schmidt. Die Holzdecke hat er deswegen unbehandelt gelassen und passend dazu ein Eichenparkett im Wohnbereich verlegen lassen. Auch seine Möbel sind größtenteils aus Holz. Im Flur steht eine antike Kommode und im Schlafzimmer ein Schrank aus Zirbe. Die hat eine warme Farbe, stammt aus Österreich und wird nachhaltig geerntet. Das Schmuckstück der Wohnung ist das Sitzfenster, kombiniert mit Bücherregalen und Vitrine. Petra Millett hat es entworfen und eine Schreinerei hat es maßangefertigt. „Das ist mein Lieblingsplatz, hier kann ich entspannen“, sagt Jochen Schmidt.

Insgesamt hat der Süwag-Kunde die Wohnung mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Von der Holzleiste bis zum Couchbezug: „Jeder Zentimeter ist von mir gestaltet“, sagt der 42-Jährige mit erkennbarem Stolz in der Stimme. Er war beim Parkettleger, Badausstatter, Küchenstudio und hat so seine Vision Stück für Stück wahr werden lassen. 

Jochen Schmidt fühlt sich in und am Wasser am wohlsten, das sieht man auch in der Wohnung. An Wänden und Bilderleisten hängen eingerahmte Fotografien von seinen Tauchreisen nach Indonesien, Thailand und Ägypten. Dementsprechend erinnern beim Mobiliar Blau-, Grün- und Sandtöne an Meer, Strand und Natur. „Meine Wohnung hat den Charme von einem Ferienchalet und das macht mich glücklich“, schwärmt der Hobbytaucher. Wenn er und Petra Millett über den Bau sprechen, strahlen sie über das ganze Gesicht. Sie haben nicht nur ein Haus gebaut. Sondern ein Zuhause geschaffen.

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Faszinierend facettenreich

Holz ist nicht nur eines der ältesten Baumaterialien der Welt, sondern auch eines der vielseitigsten. Jahrhunderte lang wurden Häuser, Fahrzeuge und Werkzeuge daraus gefertigt. Doch dann kamen Stahl und Beton und verdrängten das Holz. Jetzt feiert es ein Comeback!

Architektin und Holzexpertin Petra Millett erklärt, was den Baustoff so besonders macht.

Natürlich und nachhaltig

1 Kubikmeter Holz speichert etwa eine Tonne CO2. Wird das Holz verbaut, bleibt das Kohlenstoffdioxid langfristig gebunden und gelangt nicht in die Atmosphäre. Damit trägt Holz zu einer positiven Klimabilanz bei. Außerdem ist es ein nachwachsender Rohstoff. Für jeden gefällten Baum wird ein neuer gepflanzt, um das ökologische Gleichgewicht zu erhalten. Der perfekte Baustoff für umweltbewusste Bauherren also!

Einfach und effizient

12 Monate dauert der Hausbau durchschnittlich. Dank vorgefertigter Bauelemente steht ein Holzhaus im Handumdrehen. Fertige Bauteile werden direkt auf die Baustelle geliefert und dort in wenigen Tagen zusammengefügt. Das reduziert die Bauzeit und die Baukosten.

Gesund und gemütlich

90 Prozent unserer Zeit verbringen wir laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Innenräumen. Holz schafft ein gesundes Wohnklima, denn es reguliert die Feuchtigkeit und filtert Schadstoffe aus der Luft. Es gibt Studien, die zeigen, dass Holz in Innenräumen dazu beitragen kann, Stress zu mindern und die Konzentration zu erhöhen.

Flexibel und formschön

100 verschiedene Holzarten können für den Bau von Häusern und Möbeln verwendet werden. Durch die große Vielfalt passt es zu Stilrichtungen von modern bis rustikal. Holz ist gleichzeitig ein leichter und ein starker Werkstoff, der sich gut verarbeiten und formen lässt. Dies ermöglicht eine große gestalterische Freiheit. Vom traditionellen Fachwerkhaus bis zum 18-stöckigen Hochhaus ist alles möglich.

Auch wenn Sie gerade nicht bauen oder eine Heizungsmodernisierung planen: Es lohnt sich, unsere Tipps fürs Heizen und Dämmen zu lesen. Schon mit kleinen Tricks und günstigen Maßnahmen sparen Sie Energie und haben es trotzdem so richtig gemütlich zu Hause.

Expertentipps lesen

Fotos: Martin Leclaire, Nuindie

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