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Immer in Bewegung: Das Wirtschafts-Magazin „Capital“ kürte Juliane Eller im vergangenen Jahr zu einer der „Top 40 unter 40“ – junge Talente aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, die das Land prägen.
Jung, spritzig, regional verwurzelt – das beschreibt sowohl ihren Wein als auch Juliane Eller selbst. Die junge Winzerin hat sich international einen Namen gemacht. Im heimischen Alsheim setzt sie konsequent auf nachhaltigen Anbau.
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Immer in Bewegung: Das Wirtschafts-Magazin „Capital“ kürte Juliane Eller im vergangenen Jahr zu einer der „Top 40 unter 40“ – junge Talente aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, die das Land prägen.
Für den Riesling war 2020 ein gutes Jahr. Juliane Eller, die seit gut acht Jahren das Weingut ihrer Familie in Rheinhessen führt, ist begeistert – und erleichtert. Denn bis kurz vor der Lese, der Traubenernte, weiß sie nie so richtig, was die Natur ihr in diesem Jahr beschert hat. Erst als sie zum Jahresanfang im Keller die neuen Flaschenweine cuvetiert – also die verschiedenen Rebsorten durch die richtige Mischung in die perfekte Balance bringt – wird klar: Der Jahrgang 2020 wird richtig gut.
Und der Nachschub wird schon sehnsüchtig erwartet. „Wir waren in den letzten Monaten beinahe ausverkauft“, sagt Juliane. „Eine richtige Durststrecke für unsere Kunden, aber sie sind uns treu geblieben.“ Diese Kunden sitzen mittlerweile nicht nur im heimischen Alsheim, sondern in aller Welt. Über die regionalen Grenzen hinaus überzeugen sowohl der Geschmack als auch der nachhaltige Anbau des Weins. Dass ein deutscher Riesling, noch dazu einer für unter zehn Euro die Flasche, es zu internationalem Erfolg bringt, ist aber vor allem dem Unternehmergeist der jungen Winzerin zu verdanken.
Rund 35.000 Abonnenten folgen Juliane Eller auf der Social-Media-Plattform Instagram. Ihr Marketing-Mix kommt der bei der jungen Zielgruppe gut. Schauen Sie doch selbst mal rein bei @juliane.eller
Mein Vater hat anfangs gesagt: Du kannst alles machen, nur keine biologische Bewirtschaftung. Habe ich dann aber doch gemacht!“
Juliane Eller
Winzerin und Begründerin von JUWEL Weine
Mit 23, direkt nach dem Studium, übernahm Juliane das Weingut der Eltern in dritter Generation. Und stellte es kurzerhand einmal auf den Kopf: Aus Fass- wurde Flaschenwein, neue Kunden akquiriert sie online über Instagram. Dadurch wurde die modebewusste 30-Jährige selbst zum Gesicht ihrer Marke JUWEL – ein Name, der sich aus ihren Initialen und dem W für Wein zusammensetzt. Beim Marketing folgt Juliane ihrem Bauchgefühl. Und ihr Erfolg gibt ihr recht: Die Plattform Instagram ist der Hauptvertriebskanal für ihren Online-Shop und den internationalen Verkauf. Die Gastronomen vor Ort waren anfangs schwerer zu überzeugen: „Ich saß mit Kunden am Tisch, die so alt waren wie mein Vater. Da musste ich schon sehr selbstbewusst auftreten“, so die junge Winzerin. „Was mir aber nicht schwer fällt, ich bin eher der forsche Typ.“
Selbstbewusstsein schöpft sie aus der Qualität des eigenen Produkts, das mit viel Handarbeit und Hingabe produziert wird. Bei allen neuen Ideen setzt sie beim Wein auf die Erfahrung der älteren Generation: „Ich würde nie einen Wein abfüllen, den meine Eltern nicht probiert haben.“ Von ihren modernen Marketing-Methoden hat Juliane mittlerweile auch die Großmutter überzeugt, die nun selbst mal das ein oder andere Instagram-Bild knipst. „Anfangs sagte sie noch: Leg doch mal das Handy weg“, lacht Juliane Eller. „Aber ich habe gesagt: Oma, so arbeite ich!“
Dass sie sich als Jungunternehmerin so austoben konnte, verdankt sie dem großen Vertrauen ihrer Eltern. „Mein Vater hat anfangs gesagt: Du kannst alles machen, nur keine biologische Bewirtschaftung“, so Juliane. Und lacht: „Habe ich dann aber doch gemacht!“ Denn das Thema Nachhaltigkeit, das seit ein paar Jahren immer mehr Beachtung in der Weinbranche erlebt, hat sie von Anfang an zum Grundsatz für ihr unternehmerisches Handeln gemacht. Keine Pestizide, keine Herbizide, stattdessen gehen sie und ihr Team per Hand gegen das Unkraut vor, das die Reben umrankt. Eine besondere Strategie gab es dahinter nicht, so die Winzerin. „Ich wusste nur, ich will bewusst und nachhaltig mit diesem Grund und Boden umgehen. Ich bin ja hier aufgewachsen.“
2,92 Euro
geben deutsche Kunden im Supermarkt im Schnitt für einen Wein aus. Fast jede zweite Flasche, die getrunken wird, ist „Discounter-Wein“, der meist aus einer Mischung von Trauben aus bis zu 20 verschiedenen Weingütern besteht.
Juliane Eller: Die Wein-Rebellin
- Geboren 1990 in Alsheim
- Praktikum auf dem Weingut Klaus Peter Keller
- Studium der Oenologie an der Hochschule Geisenheim
- 2013 Abschluss des Studiums und Übernahme des elterlichen Weinguts
- Umstellung des Weinguts auf Flaschenweine, ökologische Bewirtschaftung sowie Reduzierung der Rebsorten
- 2017 Gründung der Marke "III Freunde" mit Joko Winterscheidt und Matthias Schweighöfer
Die Umstellung vom traditionellen Betrieb auf ökologischen Anbau dauerte seine Zeit – und kostete vor allem viel Geld. Doch mit Überzeugung und großem Arbeitseinsatz schaffte Juliane den Umschwung. Rund 20 Hektar, eine Fläche so groß wie 28 Fußballfelder, bewirtschaftet sie mit Familie und Angestellten. Die einzelnen Parzellen verteilen sich auf viele Flächen rund um den Ort, der beschaulich in einer Rheinschleife auf halber Strecke zwischen Mainz und Mannheim liegt. Viel größer soll das Weingut JUWEL aber auch in Zukunft nicht werden, so die Winzerin – mit Handlese und Weiterverarbeitung hätten sie so schon alle Hände voll zu tun. Und Qualität geht vor Quantität, selbst wenn das bedeutet, dass der Riesling auch schon mal im November ausverkauft ist.
Mit ihrem geschickten Marketing hat Juliane nicht nur die eigene Weinmarke erfolgreich aufgestellt: Auch die beiden Prominenten Joko Winterscheidt und Matthias Schweighöfer hat Juliane Eller davon überzeugt, dass junge deutsche Weine einiges können. Unter der Marke „3 Freunde“ haben die drei mittlerweile gemeinsam einen Grauburgunder, einen Riesling und einen Rosé auf den Markt gebracht, mit denen sie ein junges Publikum für deutsche Weine begeistern möchten. „Ich wünsche mir, dass unser Handwerk geschätzt wird und man nicht einfach gedankenlos im Discounter zum 2-Euro-Wein greift, sondern für Qualität lieber ein paar Euro mehr ausgibt,“ so Juliane. „Dann weiß man auch genau, was drinsteckt und wer den Wein gemacht hat.“
Testen Sie Ihr Wein-Wissen
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Woran wachsen die Trauben, aus denen Wein gemacht wird?
Wie nennt man den Vorgang, bei dem WinzerInnen die richtige Mischung für einen neuen Wein finden?
Wie wird im ökologischen Weinbau gegen Schädlinge vorgegangen?
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Herzlichen Glückwunsch!
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Lecker, bio
Biologisch angebaute Weine werden immer beliebter. Die Anbauflächen für den ökologischen Weinbau haben sich hierzulande in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Trotzdem sind es immer noch nur zehn Prozent der Gesamtrebfläche in Deutschland. Ökologische Bewirtschaftung bedeutet, dass keine künstlichen Dünger eingesetzt werden. Schädlinge bekämpft man statt mit Pestiziden höchstens mit natürlichem Schwefel, Unkraut wird ohne Herbizide, sondern aufwendig per Hand entfernt. Auch in der Weiterverarbeitung des Weins kommen keine Zusatzstoffe wie Zucker oder Schwefel hinzu.
Für einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck – also die durch ein Produkt verursachte Menge an klimaschädlichem CO2 – ist nicht nur der Verzicht auf Dünger und Unkrautvernichtungsmittel hilfreich. Wer zusätzlich noch häufiger zu Weinen aus der eigenen Region greift, der entlastet die Umwelt auch beim Transport
Fotos: Peter Bender, Alessandro Guerriero/shutterstock.com, Foxys Forest Manufacture/shutterstock.com, Hitdelight/shutterstock.com, horiyan/shutterstock.com