WANDERN

„Es geht nicht darum, Kilometer zu machen“

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  • 23.09.2022
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Einfach mal raus und zu Fuß durch die Natur: Immer mehr Menschen entdecken das Wandern für sich. Doch worauf sollten Anfänger achten? Das haben wir Franz Klein gefragt. Der Leiter der Geschäftsstelle des Taunusklubs ist regelmäßig als Wanderführer unter anderem im Naturpark Taunus unterwegs – und hat praktische Tipps für die ersten Touren.

Herr Klein, woran erkenne ich einen guten Wanderweg?

Empfehlenswert sind Wege, die Wandervereine, Naturparks, Städte oder Gemeinden angelegt haben. Sie sind in der Regel gut ausgeschildert und gepflegt. Außerdem bieten gute Wanderwege viel Abwechslung: Die Routen führen durch unterschiedliche Landschaftsformen und leiten immer wieder zu schönen Plätzen, beeindruckenden Aussichten und Naturdenkmälern. Sie enthalten nur wenig asphaltierte Streckenabschnitte, stattdessen viele naturbelassene Wege. Auch Wandersiegel deuten auf schöne Wege hin. Für gut markierte Routen mit hohem Erlebniswert vergibt das Deutsche Wanderinstitut zum Beispiel die Qualitätsauszeichnung Premiumweg. Als Beispiel im Taunus seien der Schinderhannessteig und der Limeserlebnispfad genannt.

Was darf bei keiner Tour im Gepäck fehlen?

Für zwischendurch sollten Sie immer einen Apfel oder eine Banane und vor allem Wasser dabei haben. Kleine Zwischentiefs überwinden Sie mit einem Stück Traubenzucker. Bewährt haben sich außerdem Ersatzschnürsenkel, ein faltbares Regencape, ein Taschenmesser sowie ein Erste-Hilfe-Set. Im Sommer gehören dort auch Zeckenzange und Insektensalbe hinein. Und falls der Wald mal als stilles Örtchen dienen muss: Ein paar Blatt Toilettenpapier wiegen nicht viel und verrotten deutlich schneller als Papiertaschentücher. Wanderer, die alleine unterwegs sind, sollten auf jeden Fall ein Handy mitnehmen. So können sie bei Bedarf Hilfe anfordern.

Worauf sollten Ungeübte besonders achten?

Sie sollten sich nicht gleich zu viel vornehmen. Es geht beim Wandern nicht primär darum, Kilometer zu machen, sondern alle Sinne zu aktivieren und sich auf die Natur einzulassen. Schauen Sie sich Streckenpläne und -beschreibungen vorab genau an. Ideal für Einsteiger sind kürzere Rundwanderwege ohne große Steigungen. Wächst die Kondition, können Sie Streckenlänge und -schwierigkeit langsam erhöhen.

Was raten Sie Eltern, die ihre Kinder für das Wandern begeistern möchten?

Kinder nehmen ihre Umwelt anders wahr als Erwachsene. Sie achten mehr auf Details als auf schöne Ausblicke, entdecken gerne, was da am Boden wächst oder sich bewegt. Damit ihnen die Tour nicht langweilig wird, sollten Sie sie mit Spielen auflockern. Nutzen Sie dafür einfach das, was die Natur bietet: Machen Sie Zielwurf mit Tannenzapfen. Oder suchen Sie zusammen mit den Kindern das passende Blatt zu Baumfrüchten wie Eicheln oder Bucheckern. Wenn sie dann noch auf Baumstämmen balancieren und über einen Bach springen dürfen, wird die Wanderung für Kinder endgültig zum Abenteuer.

Beliebte Wanderwege sind gerade am Wochenende oder an Feiertagen oft überfüllt. Wie umgehe ich die Massen?

Meiden Sie Wander-Hotspots und wählen Sie stattdessen Strecken im Hinterland. Im Taunus bietet sich idealerweise der Hintertaunus an. Er besitzt eine abwechslungsreiche Landschaft mit Flüssen, Bächen, Tälern, Auenlandschaften und waldreichen Höhenzügen. Es lohnt sich, diese Region ausgiebig zu erkunden. Zudem finden Sie dort ausreichend Wanderparkplätze und viel Ruhe.

Franz Klein

Wanderführer

Franz Klein ist zertifizierter Natur- und Landschaftsführer und kennt sich mit Wanderwegen bestens aus. Regelmäßig begleitet er unterschiedliche Wandergruppen durch den Naturpark Taunus und bringt ihnen die Natur und die Geschichte der Region näher.

Planen Sie Ihre nächste Tour!

Wanderexperte Manuel Andrack kennt die schönsten Wege in der Region. Für unsere Leser stellt er neun ausgewählte Routen vor, mit Tipps zu Anfahrt, Einkehrmöglichkeiten und Besonderheiten am Wegesrand.

Zu den Routen

Fotos: Ground Picture/Shutterstock.com, BEETZ

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