MOBILITÄT

Vorweg radeln

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  • 01.12.2023
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Mit dem Fahrrad statt im Auto zur Kundschaft: Damit fährt der selbstständige Installateur Christian Borgen gut. Auf einen motorisierten Untersatz zu verzichten, hat viele Vorteile, findet der Frankfurter.

Alle vier Fahrspuren sind verstopft, nichts geht mehr. Laufende Motoren, genervtes Gehupe. Rushhour in der Pendlerhochburg Frankfurt am Main. Christian Borgen kümmert das wenig. Er tritt gleichmäßig in die Pedale und zieht mit seinem Mountainbike an der Blechkarawane vorbei. „So schnell wie ich als trainierter Radfahrer theoretisch sein könnte, bin ich in der City leider nicht“, räumt der Installateur ein. Auch auf manchen Radwegen ist während der Stoßzeiten viel los. Außerdem möchte er keine Vollbremsung riskieren. Sein Anhänger, mit dem er die Arbeitsausrüstung von A nach B transportiert, könnte sich querstellen. Der bringe immerhin zwischen 50 und 60 Kilogramm auf die Waage. „Je nachdem, welche Materialien und Werkzeuge ich für meinen Auftrag benötige.“

Seine Kundschaft mit dem Rad anzusteuern, habe für ihn deutlich mehr Vor- als Nachteile, so der 30-Jährige. Zum Beispiel könne er sich die Parkplatzsuche sparen. Ein Zeiträuber, über den er sich schon in der Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik geärgert hat. Damals stand für Christian Borgen außer Frage, ein Auto zu haben. Gern sei er aber nie gefahren. „Mit dem Auto in einer Großstadt unterwegs zu sein, stresst mich total.“ Deshalb ist auch der private Pkw schon wieder Geschichte. Weil er mehr stand als bewegt wurde, haben ihn Borgen und seine Ehefrau abgegeben. Seitdem sind Haushalt und Betrieb autofrei. „Damit fahren wir bestens.“

Jeder kann die Klimawende mitgestalten.

Christian Borgen
Meister für Heizungsbau und Gas-Wasser-Installation

Ein weiterer Pluspunkt ist für den Handwerker die Entlastung der Umwelt. Ein Fahrzeug weniger, das Feinstaub, CO2 und Stickoxide in die Luft puste. Doch auch mit Blick auf die Betriebsausgaben lohne sich der Umstieg aufs Rad. „Von dem Geld, das ich nicht für Treibstoff, Steuern, Versicherungen, Reparaturen und Parkgebühren ausgeben muss, könnte ich mir locker alle zwei Monate ein neues Fahrrad kaufen.“ Sich mit reiner Muskelkraft statt Elektroantrieb fortzubewegen, ist für den Installateur im Augenblick alternativlos. Ein E-Lastenrad würde seine Touren zwar erleichtern und anders als sein aktuelles Firmen-Velo wäre es sogar steuerlich absetzbar. Allerdings würde ihm dann der sportliche Anreiz fehlen. „Ich fahre wirklich gern Fahrrad, selbst im Winter.“

Widrige Wetterbedingungen? Schrecken Christian Borgen nicht. Ein einziges Mal in zweieinhalb Jahren habe er sich bei Dauerregen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem Kunden aufgemacht, den Werkzeugrucksack auf dem Rücken und einen Spülkasten unter dem Arm. Klar, vor skeptischen Blicken sei man in solchen Situationen nicht gefeit. Grund genug, ein Fahrzeug zu unterhalten oder sich zu leihen, sind sie für den Installateur aber nicht. „Lieber lehne ich einen Auftrag ab, wenn der Weg zu weit ist oder die notwendigen Arbeiten meine Kapazität übersteigen.“ Und wie kommt es bei seiner Kundschaft an, dass er auf zwei statt auf vier Reifen vorfährt? „Die positiven Reaktionen überwiegen. Obwohl viele erst einmal staunen.“

Seinen Aktionsradius hat der Handwerker auf ungefähr zehn Kilometer rund um seine Werkstatt im Frankfurter Stadtteil Niederrad beschränkt. Sie liegt etwas zurückgesetzt im Hinterhof eines Mehrfamilienhauses. Knapp 70 Quadratmeter, um Werkbank, Fahrrad und Anhänger unterzubringen, außerdem ein Büro und zwei Materiallager. Viel lagert dort nicht, und das ganz bewusst. Die Standardausstattung ausgenommen ordert Christian Borgen benötigtes Material stets auftragsbezogen. Alles, was groß und sperrig ist, lässt er sich vom örtlichen Fachhandel direkt an die Haustür seiner Kunden liefern.

Obwohl sich der Meister für Heizungsbau und Gas-Wasser-Installation als Allrounder in seinem Fach versteht, gibt es ein Arbeitsgebiet, das ihn besonders beschäftigt: die Trinkwasserinstallation und -wartung. „Theoretisch hat sie einen deutlich höheren Stellenwert als die Heizungswartung. Schließlich geht es um unser wichtigstes Lebensmittel. Trotzdem wird sie oft stiefmütterlich behandelt.“ Der Frankfurter möchte das ändern. Um sein Wissen weiterzugeben, engagiert er sich in mehreren Berufsverbänden und Fachgremien. Vor allem für die Nachwuchsförderung macht er sich stark. Außerdem schult er Haustechniker im Auftrag eines Facility-Unternehmens.

Seine Arbeitszeit als Selbstständiger muss sich der junge Mann also gut aufteilen. Reparieren und referieren, „das läuft ungefähr auf 50/50 hinaus“. Der Übergang vom Schüler zum Lehrenden war bei Christian Borgen fließend. Kaum hatte er seinen Abschluss in der Tasche, gab er Unterricht an jener Berufsschule, in der er kurz zuvor noch die Schulbank gedrückt hatte. An seiner späteren Meisterschule lehrt der ehemalige Meisterschüler noch immer. Zudem gehört er verschiedenen Prüfungsausschüssen an. Und nebenbei studiert er Umweltingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt.

Neben dem Trinkwasser gilt das zweite große Interesse des Frankfurters Wasserstoff. In Vorträgen, die an Haustechniker adressiert sind, stellt er unter anderem Anwendungsbeispiele vor. So möchte er Bekanntheit und Akzeptanz der Zukunftstechnologie erhöhen. Alles in allem ganz schön viele Bälle, mit denen Christian Borgen jongliert. Der Antrieb für sein Engagement: „Ich möchte die Klimawende mitgestalten.“ Dabei mitzuhelfen, findet er, sei viel einfacher als viele denken. „Jeder kann etwas dazu beitragen.“ Eine Möglichkeit: den Wagen stehen lassen und aufs Rad umsatteln.

Grüner Mobilität den Weg bereiten

Auch wer nicht so sportlich ist wie Christian Borgen, kann mit seinem Betrieb aufs Rad umsteigen. Das zeigt das Projekt „Flottes Gewerbe“. Initiiert hat es cargobike.jetzt. Erreichen möchte die Projektschmiede mit Sitz in Berlin: „E-Lastenräder als selbstverständliche Mobilitätsform etablieren.“ Im Auftrag von Kommunen organisiert cargobike.jetzt Test- und Beratungsangebote für die lokale Wirtschaft.

Projektteilnehmer in diesem Jahr war auch Frankfurt. In der Mainmetropole konnten acht Unternehmen fünf Wochen lang kostenlos ein E-Lastenrad testen. Die Stadt förderte das Projekt mit einem Betrag in Höhe von 10.000 Euro. Die Online-Plattform des Projektinitiators bietet darüber hinaus unter anderem Informationen zu weiteren Fördermöglichkeiten, einen Testräder-Katalog sowie eine Liste von Städten mit Sharing-Angeboten.

cargobike.jetzt

Lastenrad-Leasing für Arbeitnehmer – so geht’s

Für wen lohnt sich das?
E-Lastenräder sind echte Stauraum-Wunder. Egal ob Waren, Einkäufe oder Kinder – hier findet alles seinen Platz. Die Fahrräder sind daher eine echte Alternative für alle, die viel transportieren müssen, aber trotzdem umweltfreundlich und aktiv unterwegs sein wollen.

Wie funktioniert es?
Sie möchten nicht gleich kaufen? Kein Problem: Inzwischen gibt es viele Leasing-Anbieter für Lastenräder. Als Arbeitnehmer können Sie ein solches Rad auch über Ihren Arbeitgeber leasen, wenn dieser einen Vertrag mit einem entsprechenden Anbieter abgeschlossen hat. Der Vorteil: Das Lastenrad wird Ihnen im Rahmen des Gehaltsumwandlungsmodells zur Verfügung gestellt. Dabei finanzieren Sie die monatlichen-Leasingraten aus Ihrem Bruttogehalt. So vermeiden Sie einen teuren Direktkauf und profitieren zudem von steuerlichen Vorteilen. Noch günstiger wird es, wenn Ihr Arbeitgeber die Leasingraten bezuschusst oder sie sogar vollständig übernimmt.

Was ist sonst noch wichtig?
Ihr Lastenrad gilt in diesem Fall zwar als Dienstrad, Sie dürfen es aber uneingeschränkt für private Touren nutzen. Nach Beendigung der Laufzeit können Sie das Lastenrad gegen Bezahlung eines Restbetrags übernehmen oder ein neues Fahrrad leasen. Übrigens, auch wenn Sie Ihr eigener Arbeitgeber sind, dürfen Sie sich selbst ein Lastenrad leasen. Leasingraten und laufende Kosten eines Dienst-Lastenrads gelten als Betriebsausgaben und können steuerlich geltend gemacht werden.

„Der Ausgleich ist wichtig“

Mit dem Rad zur Arbeit und zum Kunden – jeden Tag, bei Wind und Wetter: Was Christian Borgen vorlebt, ist beeindruckend. Und gesund! Der Installateur tut damit nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch sich selbst. Er vermeidet den Stress, den Stau und Parkplatzsuche verursachen können. Er ist körperlich aktiv, pustet sich mit jedem Tritt in die Pedale den Kopf frei und er tut etwas, das er liebt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich: Diese Art Ausgleich im Job ist enorm wichtig. Denn nur wer gesund ist und sich wohlfühlt, kann gut arbeiten: Ich selbst gehe in stressigen Phasen gerne laufen. Meist komme ich dann mit frischer Energie und neuen Ideen von meiner Runde zurück.

Davon haben alle was
Gut auf sich selbst zu achten: Dazu möchten wir bei der Süwag all unsere Mitarbeiter anregen. Deshalb gibt es eine Vielzahl betrieblicher Gesundheitsangebote – vom Sportkurs bis zur Präventionsmassage. Regelmäßige Workshops und gemeinsame Challenges runden das Portfolio ab. Auch das Thema mentale Gesundheit spielt dabei eine immer größere Rolle. Über unser sogenanntes FlexBen-Programm können wir der Belegschaft weitere Benefits bieten. So ermöglichen wir zum Beispiel Abos für Obst- und Gemüsekisten, E-Bike-Leasing per Gehaltsumwandlung oder auch Zeitwertkonten für Mitarbeiter, die sich eine längere Auszeit gönnen möchten.

Es sind Invesitionen, die sich lohnen: Wir merken, dass unsere Mitarbeiter die Angebote gerne annehmen, am Arbeitsplatz motivierter und ausgeglichener sind. Bewerber fragen sogar gezielt nach solchen Vorteilen im Unternehmen. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement ist somit eine echte Chance für uns, neue Talente zu gewinnen und gleichzeitig der Belegschaft etwas zurückzugeben: für den unermüdlichen Einsatz, den die Mitarbeiter Tag für Tag zeigen. Am Ende haben wir alle was davon!

Starten Sie bei der Süwag durch und profitieren auch Sie von unseren betrieblichen Gesundheitsangeboten und vielen weiteren Benefits. Alle Jobs finden Sie unter suewag.com/karriere.

Oliver Röser,
Leiter Personal und Organisation bei der Süwag, über gesundes Arbeiten.

Fotos: Sascha Kreklau, Süwag

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