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Rüdiger Schwenk gilt als einziger Hummelzüchter Deutschlands.

NATUR

Brummende Superhelden

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  • 24.03.2023
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Rüdiger Schwenk gilt als einziger Hummelzüchter Deutschlands.

Noch fleißiger als Honigbienen sind Hummeln. Neben Blumen bestäuben sie auch Obst- und Gemüsepflanzen im Akkord. Seit 30 Jahren züchtet Rüdiger Schwenk die pelzigen Pummelchen – und ist von ihnen nach wie vor schwer begeistert.

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Rüdiger Schwenk gilt als einziger Hummelzüchter Deutschlands.

Ob zartlila Krokusse, kräftig blaue Hyazinthen oder leuchtend gelbe Narzissen: Sobald die ersten Frühblüher frische Farbtupfer in wintermüde Gärten setzen, ist der Tisch für Hummeln gedeckt. Zeit, aus dem Winterschlaf aufzuwachen. Hummeln schwärmen bereits bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius aus und sammeln Nektar und Pollen. Vor der Kälte schützt sie ihr dichter Pelz, außerdem können sie ihre Flugmuskulatur auf­heizen. Bienen werden dagegen erst ab 14 Grad aktiv und ziehen deshalb etwas später los als ihre pummeligen Verwandten.

Wenn es also schon im kühlen März in Gärten brummt und summt, stecken dahinter wahrscheinlich Hummeln. Weltweit gibt es ungefähr 250 Arten, davon sind knapp 40 in Deutschland heimisch. Am häufigsten trifft man bei uns diese sieben an: die Bunte Hummel, die Baum-, Acker-, Garten-, Stein- und Wiesenhummel sowie die dunkle Erdhummel. Bombus terrestris, so ihr formeller Name, gehört nicht nur zu den größten und auffälligsten Brummern im schwarz-gelben Pelz. Sie ist auch die einzige, die hierzulande erfolgreich gezüchtet wird. Einfach, so Rüdiger Schwenk, sei das allerdings keineswegs. Zu Hause im südhessischen Aarbergen zwischen Koblenz und Frankfurt am Main, gilt er als Deutschlands einziger Hummelzüchter.

Ohne Zuchthummeln wären Tomaten wohl unerschwinglich.“

Rüdiger Schwenk
Hummelzüchter

Seit 30 Jahren beschäftigt sich der Bauingenieur und Kunstschmied mit den geflügelten Nützlingen. Dass es so kam – purer Zufall. Eigentlich sollte er für einen Kunden, der eine Hummelzucht aufbauen wollte, lediglich eine Behausung für die Tiere konstruieren. Als der Mann seinen Plan spontan verwarf, hatte er bereits 200 Hummelköniginnen bei einem Bieneninstitut bestellt. Schwenk sprang in die Bresche und übernahm die royalen Damen. Eine Aktion, die ihn ein kleines Vermögen kostete. „Klar war das riskant“, räumt er ein. Gelohnt hat es sich allemal. Schließlich ist seine Faszination für die Insekten bis heute ungebrochen.

Sein Wissen rund um die Hummel hat der Hesse sich selbst erarbeitet, die Zuchtboxen eigens entwickelt. „Vor allem in den ersten zwei, drei Jahren habe ich alles akribisch dokumentiert, von Wasser- und Pollenmenge bis zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit.“ Denn Informationen, wie man Hummeln vermehrt, sind Mangelware. Wie überwintert man eine Königin? Und wie geht eigentlich die Begattung vonstatten? „Lauter Geheimnisse, denen ich im Lauf der Zeit auf die Spur gekommen bin“, erzählt Schwenk. Oft würden Winzigkeiten über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Kein Wunder also, dass er sich darüber genauso ausschweigt wie die wenigen anderen Hummelzüchter auf der Welt.

So viel sei verraten: Die begatteten Königinnen aus Aarbergen überwintern in sogenannten Klimaschränken. Wenn der Züchter Ende Januar die Temperatur darin erhöht, wachen sie auf. Dann ziehen sie um in die Zuchtboxen. Der Vermehrungszyklus beginnt mit der Eiablage. Genährt durch Zuckerwasser und Frischpollen entwickeln sich kurz darauf Larven in den Eiern. Nach ungefähr vier Wochen verpuppt sich der Nachwuchs, die erste Arbeiterinnengeneration schlüpft. „Diese Tiere sind deutlich kleiner als spätere Generationen. Denn die Mutter muss ja zunächst ihre gesamte Brut ganz allein füttern.“ Je mehr Arbeiterinnen mithelfen und je besser die Larven genährt sind, desto größer werden die Tiere nach der Metamorphose. Kleine Erdhummeln sind also mitnichten frisch geschlüpfte Tiere, sondern Erstgeborene, März- oder Aprilkinder. „Tatsächlich haben Hummeln nach dem Schlüpfen bereits ihre endgültige Größe erreicht“, stellt Schwenk klar. Lediglich die Pelzfarbe ändert sich nach wenigen Tagen, von grau zu schwarz mit goldgelber Querbinde und weißem Po.

Schwenks streng kontrollierte Völker zählen jeweils ungefähr 40 bis 60 Tiere. In der Natur können es je nach Hummelart 400 und mehr sein. Rund 1.500 Völker züchtet der Hesse in der vier bis fünf Monate kurzen Saison. Bereits Ende September endet die Flugzeit der Bombus terrestris. Im Gegensatz zur Königin werden die Arbeiterinnen gerade mal zwölf bis 14 Wochen alt. Wenig Zeit also, um viel Gutes zu tun in den Gewächshäusern, Gärten und auf den Obstwiesen seiner Kunden. Die Mehrzahl sind Erwerbsgärtner und Landwirte. Futtern und füttern im Akkord: Das ist der Lebenssinn der dauerhungrigen Hummeln. Ihr Arbeitstag dauert bis zu 18 Stunden. Bienen sind dann schon längst in den Feierabend geschwirrt. „An die 3.000 Blüten klappert eine Hummel täglich ab, ob es regnet oder hagelt“, berichtet der Züchter.

Diesen Arbeitseifer machen sich immer mehr Anbauer von Obst und Gemüse zunutze. „Ohne die Hilfe von Zuchthummeln wären beispielsweise Tomaten, die typischerweise in Gewächshäusern gezogen werden, wohl unerschwinglich“, ist Schwenk überzeugt. „Jede einzelne Pflanze müsste nämlich von Hand bestäubt werden.“ Auch Bienen könnten hier nicht viel ausrichten, meint er. Hummeln bestäubten die Tomatenpflanzen schlicht effizienter – unter anderem, weil sie Pollen durch Vibration ihrer Muskeln freisetzen können. Die Schwachstelle der Bestäubungsgaranten: Finden sie nicht genug Nahrung, droht ihnen rasch der Hungertod. Das häuft sich vor allem im Spätsommer, wenn viele Pflanzen schon verblüht sind.

„Wer Hummeln etwas Gutes tun möchte, lässt es auf Balkon oder im Garten blühen und sprießen. Am besten schon im März und bis in den Oktober hinein“, empfiehlt der Züchter. Seine Erfahrung: Auf blaue und gelbe Blüten fliegen sie besonders, egal ob Schachbrettblume, Lavendel, Klee, Sommerflieder, Löwenzahn oder Erika. Wählerisch sind die für unsere Ökosysteme so wichtigen Brummer nämlich kein bisschen.

Mehr zum Hummelzüchter unter hummeln-stb.de

Tipps für hummelfreundliche Gärten

1) Entlang der Jahreszeiten planen: Legen Sie Beete so an, dass von Frühjahr bis Herbst immer etwas blüht. Eine große Auswahl bieten beispielsweise Wildstauden. Mit Kräutern wie Salbei, Thymian und Rosmarin lassen sich die blüharmen Hochsommermonate überbrücken.

2) Auf innere Werte achten: Blumen mit sogenannten gefüllten Blüten mögen zwar besonders üppige Hingucker sein. Allerdings finden Hummeln in diesen Pflanzen, deren Staubblätter zu Blütenblättern umgezüchtet wurden, weder Pollen noch Nektar.

3) Auf Pestizide und Dünger verzichten: Auch Hummeln reagieren empfindlich auf Gifte. Offenbar stören sie die Sinneswahrnehmung der Tiere. Pflanzen werden deshalb seltener besucht.

4) Wildes säen: Mit einer Wildblumenwiese schaffen Sie ein reichhaltiges Insektenbüfett, das noch dazu pflegeleicht ist.

5) Freiräume schaffen: Naturbelassene Ecken bieten Hummeln willkommene Nistplätze. Besonders beliebt sind Haufen mit Totholz, Spalten in Steinmauern und Mäuselöcher.

Wussten Sie schon…? Fünf kuriose Fakten über Hummeln

1) Nicht alle Hummeln sind superfleißig und bilden Staaten. Weil Kuckuckshummeln die Beinbehaarung zum Pollensuchen fehlt, schieben sie ihre Brut einfach Arbeiterinnen in fremden Nestern unter.

2) Hummeln haben Fußgeruch – jede einen ganz eigenen. Damit setzen sie gezielt Duftmarken auf Blüten, die sie bereits besucht haben. Alle anderen wissen dann: Hier gibt`s nichts mehr zu holen, da wurde schon „abgestaubt“.

3) Manche Hummeln sind glatzköpfig. Je enger der Nesteingang, desto mehr Haare müssen die pummeligen Brummer lassen. Doch auch ihr restlicher Pelz kann mit fortschreitendem Alter schütter werden. Eine genaue Artenbestimmung ist dann viel schwieriger.

4) Hunde fletschen die Zähne, wenn sie sich bedroht fühlen. Hummeln nutzen als Frühwarnsystem ihr mittleres Bein, das sie der Gefahrenquelle entgegenstrecken. Wird die Warnung missachtet, dreht sich das Insekt auf den Rücken und präsentiert begleitet von lautem Brummen seinen Stachel.

5) Ein befruchtetes oder unbefruchtetes Ei in die Wabe legen und so weiblichen oder männlichen Nachwuchs produzieren? Das können Hummelköniginnen ganz nach Gusto handhaben. Je weiter der Sommer fortschreitet, desto mehr Drohnen genannte Männchen schlüpfen.

„Mit gutem Beispiel vorangehen“

Was Hummeln mit der Süwag zu tun haben? Mehr als Sie vielleicht meinen! Denn die Energieversorgung ist zwar unser Kerngeschäft, doch wer die Energiewelt grüner gestalten möchte, denkt das Thema Umwelt zwangsläufig mit. So setzen wir nicht nur auf die saubere Kraft von Wasser, Wind und Sonne, um den Klimaschutz voranzutreiben. Wir engagieren uns auch aktiv für die Natur. Davon zeugen viele Projekte im Süwag-Gebiet: ob Fischtreppen, Nistplätze für Vögel und Fledermäuse oder Wildblumenwiesen gegen das Insektensterben. Sie möchten mehr dazu wissen? Auf einer Standortkarte im Web können Sie nachschauen, welche Maßnahmen wir umgesetzt haben: suewag.com/umweltkarte

Nachhaltigkeit, das bedeutet für uns allerdings viel mehr als Klima- und Umweltschutz. Wir verstehen darunter ein Prinzip mit drei Eckpfeilern: Neben der Ökologie betrifft das unser wirtschaftliches und unser soziales Handeln. Deshalb stehen wir unter anderem für ein wertschätzendes Miteinander ein – in unserem Unternehmen und darüber hinaus. Als verlässlicher Partner investieren wir in dauerhafte geschäftliche Verbindungen ebenso wie in die Beziehungen zu den Menschen vor Ort in unseren Regionen: sei es, indem wir Veranstaltungen ausrichten, Vereine fördern oder soziale Projekte unterstützen.

In all diesen Bereichen der Nachhaltigkeit mit gutem Beispiel voranzugehen, verstehen wir als Teil unserer Verantwortung. Als regionaler Energieversorger haben wir das Wissen und die Möglichkeiten, etwas zu bewegen. Doch klar ist auch: Wirklich nachhaltiger Wandel gelingt nur, wenn alle mitmachen. Wir hoffen deshalb, dass unser Handeln andere inspiriert. Damit wir gemeinsam die Welt zum Besseren verändern. Helfen Sie mit? Im Alltag kleine, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, ist gar nicht so schwierig: Fahren Sie zum Beispiel öfter mal Fahrrad statt Auto, verzichten Sie auf Einweggeschirr, spenden Sie für ein Herzensprojekt oder schließen Sie einen Ökostromtarif ab. Oder pflanzen Sie ein paar hummelfreundliche Blumen.

Ist Ihnen Nachhaltigkeit wichtig? Und falls ja, was tun Sie in Ihrem persönlichen Umfeld dafür? Erzählen Sie uns von Ihren kleinen und großen Projekten:
Schreiben Sie uns an
kundenmagazin@remove-this.suewag.de

Anne Oesterdiekhoff, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei der Süwag, über unser Engagement für Mensch, Natur und Klima

Fotos: Sascha Kreklau, Eric Isselee/Shutterstock.com, Ben van Skyhawk/Süwag

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