Ob als Jugendtrainerin, Chorleiter oder Einkaufshilfe: 29 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich. Jan Holze von der Stiftung Ehrenamt und Engagement erklärt, warum sie so unverzichtbar sind – und wie Sie das passende Ehrenamt finden.
Herr Holze, warum brauchen wir Ehrenamtler?
Weil sie einen unschätzbaren Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Das Ehrenamt fördert das Gemeinschaftsgefühl und verbindet Menschen über soziale und kulturelle Grenzen hinweg. Es schafft Raum für Austausch und stärkt die Vielfalt. In Krisensituationen sind Ehrenamtliche zudem oft die Ersten, die helfen. Sie schließen auch Lücken im Sozialsystem, indem sie dort unterstützen, wo staatliche Angebote nicht ausreichen. Denken Sie nur an die Flüchtlingskrise oder auch die Flutkatastrophe im Ahrtal.
Aber nicht nur die Gesellschaft profitiert von meinem Ehrenamt – was gewinne ich persönlich?
Ein Ehrenamt ist wirklich eine Bereicherung. Man lernt neue Menschen kennen, erlebt Gemeinschaft und Geselligkeit, kann eigene Fähigkeiten einbringen und sich neue aneignen. Gerade, wenn ich neu in einem Ort bin, ist ehrenamtliches Engagement außerdem eine gute Möglichkeit, anzukommen und Kontakte zu knüpfen.
In welchen Bereichen kann ich mich denn engagieren?
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig – ob in der Jugendarbeit, im Sport, beim Naturschutz, in der Bildung, der Integration, der Seniorenarbeit oder im Katastrophenschutz. Das sind nur einige Beispiele aus einer sehr langen Liste. Ehrenamtliche engagieren sich in Vereinen, Sozialverbänden oder unterstützen direkt Einrichtungen wie Museen oder Schulen. Es gibt für jeden ein passendes Aufgabenfeld.
Und wie finde ich das Ehrenamt, das zu mir passt?
Ich empfehle, sich zuerst zu überlegen, welche Tätigkeit einem Freude bereitet, und dann nach geeigneten Einsatzmöglichkeiten zu suchen. In vielen Städten helfen Ehrenamtsagenturen dabei, die richtige Stelle zu finden. Sie bieten einen guten Überblick über aktuelle Angebote. Auch Online-Plattformen wie vostel.de und youvo.org geben eine praktische Übersicht über mögliche Ehrenämter.
Wie viel Zeit sollte ich für mein Engagement einplanen?
Das hängt vom Ehrenamt ab. Man kann sich sowohl kurzzeitig und projektbezogen engagieren, aber auch regelmäßig Zeit investieren. Wichtig ist: Klären Sie frühzeitig, wie viel Zeit Sie einbringen können beziehungsweise möchten.
Gibt es ein Mindestalter?
Nein, ich kann mich in jedem Alter engagieren – ob Schüler oder Rentner. Es gibt jedoch Aufgabenfelder, die indirekt ein bestimmtes Alter voraussetzen, zum Beispiel weil ich einen Führerschein brauche. Aber in den meisten Bereichen gibt es altersunabhängige Einstiegsangebote.
Wie wird ehrenamtliches Engagement eigentlich gewürdigt?
Ehrenamtler haben Anerkennung verdient, und die gibt es in vielen Formen: Zum Beispiel können Sie kostenlos Qualifizierungskurse abschließen, spezielle Veranstaltungen besuchen oder Sie erhalten eine kleine finanzielle Entschädigung, etwa als Trainer im Sportverein. Die Ehrenamtskarte, die viele Bundesländer anbieten, bietet zudem Vergünstigungen in öffentlichen Einrichtungen wie Zoos und Museen. Doch die größte Wertschätzung ist wohl das Gefühl, aktiv das eigene Umfeld mitzugestalten. Engagement heißt, Teil einer lebendigen Gemeinschaft zu sein und gemeinsam etwas zu bewegen.

Jan Holze von der Stiftung Ehrenamt und Engagement

Fast 40 Jahre lang hat sich Monika Ceglarz für krebskranke Kinder in Frankfurt eingesetzt. Und Betroffenen ein ums andere Mal den Alltag versüßt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Eine berührende Geschichte über soziales Engagement aus unserem Archiv!
Fotos: Sascha Kreklau, Benjamin Jenak, VesnaArt/Shutterstock.com